„Viele dieser Diskussionen erwecken den Eindruck, es gebe extrem dynamische Veränderungsprozesse
– doch was sich letztlich hinter dem versteckt, was da diskutiert wird, ist eigentlich ziemlich profan.
Ich plädiere dafür, dass wir ehrlicher und pragmatischer werden,
wir müssen von diesen Hochglanzdiskussionen runterkommen.
Zwischen den ambitionierten Zielen und anspruchsvollen Konzepten – unserem Anspruch
– und unserer Wirklichkeit besteht eine viel zu große Diskrepanz…
Beispiel: demografische Entwicklung: Das ist sicher eine wichtige Aufgabe für Personalverantwortliche,
das will ich gar nicht bestreiten. Nur müssen wir uns ehrlich fragen lassen:
Wo sind denn die ganzen Maßnahmen, mit denen wir den schönen Worten auch Taten folgen lassen?
Oder die Debatten um die Frauenförderung: Wenigstens im Bereich HR sollte es doch möglich sein,
dass Frauen in wichtige Positionen aufsteigen. Stattdessen gibt es viele kompetente Kolleginnen
auf den unteren und mittleren Ebenen, aber nur selten an der Spitze – und das in unseren eigenen Abteilungen.
Oder wenn es um Familienfreundlichkeit geht: Wir sprechen viel darüber, aber die tatsächliche Zahl
neu geschaffener Betriebskindergärten bleibt weiter übersichtlich…
Ich schätze, dass 80 Prozent aller Manager angeben würden, fast 60 Prozent ihrer Arbeitszeit in Sitzungen zu verbringen.
Und von denen geben bestimmt wiederum 80 Prozent an, dass 60 Prozent der Besprechungen ineffektiv und unproduktiv sind.
Jeder erinnert sich doch an die zahlreichen Meetings, bei denen zwar etwas festgelegt, aber noch lange nicht realisiert wurde.
Nichtsdestotrotz sind alle Teilnehmer entspannt, weil sie genau wissen, dass das Ergebnis der vielen Reden
ohnehin nicht kontrolliert wird. Es gibt keine Moderation, keine Vor- und keine Nachbereitung.
Hier anzusetzen könnte eine wahre Goldgrube sein, was die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen betrifft…“
Interview in BPM-Magazin, 01/10