"In vielen Unternehmen ignorieren Führungskräfte ganz einfach die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Leute.
Sie fragen ihre Mitarbeiter nicht nach ihrer Meinung, geben ihnen kein Feedback,
und sie interessieren sich nicht für sie als Menschen...
Die Arbeitnehmer beginnen ihren Job hoch motiviert und sind engagiert bei der Arbeit.
Je häufiger sie sich aber missachtet fühlen, desto mehr distanzieren sie sich von ihrem Arbeitgeber.
Zunächst absolvieren sie dann noch das Pflichtprogramm, tun also, was sie tun müssen
bis sie schließlich irgendwann ihren Job satt haben und gegen das Unternehmen arbeiten...
fast immer liegt es am direkten Chef und dessen Führungsverhalten.
Oder selbst kündigen …
Genau. Unsere Untersuchungen zeigen aber, dass sie das selten tun, weil sie zu wenig verdienen oder beruflich nicht vorankommen.
Wer kündigt, drückt damit sehr oft aus, dass er mit dem Führungsverhalten seines direkten Vorgesetzten nicht einverstanden ist.
Interessant: Fast jeder zweite Arbeitnehmer, der in den letzten drei Jahren freiwillig den Arbeitgeber gewechselt hat,
kann sich vorstellen, unter einem neuen Chef wieder für den ehemaligen Arbeitgeber zu arbeiten.
In anderen Worten: Mitarbeiter verlassen in der Regel die Führungskraft unter der sie arbeiten, nicht das Unternehmen für das sie tätig sind.
Warum versagen so viele Führungskräfte dabei?
Zunächst einmal muss ich eine Lanze für die Manager brechen. Die meisten sind ja keine schlechten Menschen
und haben wirklich gute Vorsätze. Oft sind sie sich der Defizite in ihrem Führungsverhalten gar nicht bewusst, glauben alles richtig zu machen.
Das Problem ist doch folgendes: In der Management-Ausbildung kommt das Führen von Menschen viel zu kurz.
Leider wird meistens auch nicht mit Blick auf die Mitarbeiter befördert.
Sondern der beste Entwickler oder Verkäufer wird zum Vorgesetzten seiner Kollegen gemacht.
Er kann aber gleichzeitig die schlechteste Führungskraft sein...
Oft ist es doch so: Die HR-Abteilung rekrutiert einen neuen Mitarbeiter, sorgt für seine Einweisung, und übergibt ihn dann an eine Führungskraft.
Und der Vorgesetzte schafft es innerhalb von zwei bis drei Jahren, die Leute in die innere Kündigung zu treiben.
Um solche demotivierenden Manager zu identifizieren und sie zu unterstützen, helfen Exit-Interviews..
Drei Viertel der Gründe für eine Kündigung können gemanagt werden....
Natürlich kann der Personalmanager sich nicht in die Tagesarbeit einmischen.
Aber er kann dafür sorgen, dass Führungskräfte eine entsprechende Rückmeldung bekommen, etwa durch eine anonyme Mitarbeiterbefragung.
Vorgesetzte müssen sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst werden
und wissen, wie ihr Führungsverhalten von ihren Teammitgliedern wahrgenommen wird"
bpm-Magazin, 03/10