"Der Mensch ist eine Schildkröte. Er wünscht sich einen Panzer, unter den er sich zurückziehen kann, wenn es ethnisch allzu bunt wird in der Nachbarschaft. Denn der Mensch mag es nicht, wenn er Sprachen nicht versteht, fremde Riten erlebt, anderen Religionen ausgesetzt wird oder seltsame Sitten praktiziert sieht.
Eine gewisse Menge an Fremdheit kann er gerade noch ertragen. Zuviel davon und er verliert das Vertrauen – in seinen Nachbarn genauso wie in den Bürgermeister, den Gemüsehändler, in den Staat und in die Zeitung, die er liest.
Dies ist das Fazit einer alarmierenden Studie, die der in Harvard lehrende Politikwissenschaftler Robert Putnam jetzt vorgelegt hat.
„Wir verhalten uns wie Schildkröten”, erläutert er, „angesichts von menschlicher Unterschiedlichkeit verstecken wir uns.”
Nachbarn und Mitbürger in Kommunen vertrauen einander desto weniger,
je verschiedenartiger ihnen die Bewohner ihrer Umgebung erscheinen, je ethnisch gemischter diese ist.
Zu diesem deprimierenden Ergebnis ist Putnam durch neue umfangreiche Erhebungen in amerikanischen Gemeinden gelangt
– die Effekte seien schlimmer, als er es sich vorgestellt habe:
„Nicht nur, dass wir den Menschen nicht trauen, die anders sind als wir.
Vielmehr trauen wir in gemischten Gemeinschaften auch den Menschen nicht, die aussehen wie wir.”
http://www.sueddeutsche.de/wissen/mythos-melting-pot-im-kaefig-1.834924
http://www.bowlingalone.com/socialcapital.php3
https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/