Wenn Darwin und die modernen Evolutionsbiologen Recht haben...
Man könnte vermuten, dass Begehren, Liebe, Sexualität, Schwangerschaft und Sorge für den Nachwuchs
perfekt aufeinander abgestimmt sind. Die Realität sieht anders aus:
Das Spektrum der Probleme reicht von unerfüllter Liebe und Partnerschaftskonflikten bis zu quälender Eifersucht,
von vorzeitiger Ejakulation über Impotenz bis zu Frigidität, von Schwangerschafts- und Geburtsrisiken bis zu Kindesmisshandlungen...
kaum verwunderlich, dass sich bei kaum einem anderen Aspekt menschlichen Verhaltens persönliche und gesellschaftliche Erwartungen
und Befürchtungen so sehr in den Vordergrund drängen wie bei Fragen der Sexualität und Fortpflanzung.
Keine soziale Gruppe und keine Religion verzichtet hier auf Einflussnahme...
Warum gibt es weibliche Promiskuität überhaupt?
S. 75: Das menschliche Paarungssystem hat zu einer ganzen Reihe von Anpassungen in körperlichen und Verhaltensmerkmalen geführt,
durch die sie sich von den meisten anderen Primaten unterscheiden...
Die ständige sexuelle Empfänglichkeit der Frauen ist eine Anpassung, deren zentrale Funktion wahrscheinlich darin besteht,
das Interesse und die Loyalität des Mannes aufrechtzuerhalten...
Es ist unbestritten, dass menschliches Verhalten auch auf diesem Gebiet sehr variabel ist und von erlernten Reaktionen überlagert wird.
S. 81: Die Sozialität der Menschen ist keine kulturelle Eigenschaft...
Das Zusammenleben in dauerhaften Verbänden, bei denen die Tiere interagieren und sich als Individuen erkennen,
ist eine grundlegende und ursprüngliche Anpassung der Primaten, die lange zu ihrem Verhaltensrepertoire gehörte, bevor es Menschen gab.
S. 83: Allianzen zwischen den einzelnen Tieren bedürfen der Pflege, und schliesslich müssen sich die Gruppenmitglieder
in Anbetracht äußerer Feind ihres gegenseitigen Wohlwollens und Vertrauens versichern...
Mit der Größe der Gruppe nimmt auch die Zeit zu, die die Individuen der gegenseitigen Fellpflege und
anderen Formen sozialer Interaktion widmen müssen, damit es nicht zur Zersplitterung der Gruppe kommt...
Rechnet man die entsprechende Zeit hoch, die ein Individuum in einer typischen ...Gemeinschaft von 150 Individuen
auf soziale Interaktion verwenden müsste, so kommt man auf über 40 % der verfügbaren Zeit...
andere effektivere Methoden der Gemeinschaftbildung entwickeln...
Eine davon ist die Sprache, die es erlaubt, mit mehreren Personen gleichzeitig zu kommunizieren, andere sind Gemeinschaftrituale
-Tänze, Schauspiele und Feste - oder gemeinsame Phantasien (Mythen)...
S. 87: Die Antwort und die Zukunft der Menschheit werden davon abhängen, ob soziale Gruppen in der Evolution der Menschen eher
auf genetischer Verwandtschaft oder auf Gegenseitigkeit beruhen..
E. O. Wilson sieht hierin die Schlüsselfrage.
Da die Menschen heute in größeren Gemeinschaften leben, muss Kooperation über den engen Bereich der Verwandten hinausgreifen.
Kommt es nicht dazu, ist in insektenhaftes Intrigenspiel aus Vetternwirtschaft und Rassismus die Folge,
die Zukunft wäre düster jenseits des Erträglichen.
Es ist deshalb zu hoffen, dass die Menschen ausreichend egoistisch und berechnend sind,
um ihren individuellen Vorteil in der Kooperation mit nichtverwandten Individuen zu suchen...
Die Folgen für das Individuum können dramatisch sein: