"Bereits Mitte der siebziger Jahre stellten kluge Organisationssoziologen fest, vor allem John Meyer und Brian Rowan,
dass Organisationen immer gleichförmiger werden. Sie nannten dieses Phänomen Isomorphie....
Gleichförmiges Verhalten sichert Legitimation, sorgt für Vertrauen, das mit den bekannten Elementen verhältnismäßig risikolos einzuwerben ist...
Anderssein lautet die große Herausforderung, die allerdings in gesättigten Märkten substantiell kaum bewältigt werden kann.
Demzufolge wird oft versucht, sich durch bloße Rhetorik abzugrenzen.
Man denke an ein Konservenregal im Supermarkt, in dem plötzlich ein Produkt mit dem Namen „Das andere Apfelmus” auftaucht.
Oder an Beratungsunternehmen, die zwar das klassische Programm gemäß dem Schema „Analyse-Konzeption-Umsetzung” anbieten,
aber dennoch versprechen, dabei gänzlich anders als andere vorzugehen.
Die elitäre Variante der Anderssein-Strategie lautet Exzellenz.
Doch diese und viele weitere Begriffe sind inzwischen bis zur Nullaussage entwertet worden.
Sie werden zu Nervensägen im Geschäftsalltag und taugen nicht mehr zur Differenzierung.
Wenn nach Alleinstellungsmerkmalen gefahndet wird, werden Phrasen und Worthülsen gefunden,
die irgendwo zwischen Bullshit-Bingo und Marketing-Scrabble liegen...", SZ, 15.03.08