"Spätestens mit dem Faschismus und dessen ästhetisch inszenierten Fackelmärschen und Massenveranstaltungen
ist die Erhabenheit im öffentlichen Raum zumindest in Europa als irrationale, ja gefährliche Gemütsbewegung in Verruf geraten.
Und das, obwohl die Autoren der Antike das Erhabene gerade im Rhetorischen sahen:
„Das Erhabene zerreißt“, schreibt Pseudo-Longinos, „wenn es im richtigen Augenblick hervorbricht,
wie ein Blitz alle Dinge und zeigt mit einem Mal die ganze Gewalt des Redners.“
In den USA glauben die Emotionspsychologen noch an die Macht der Rede...
Keltner glaubt, dass Barack Obama in seinen Wahlkampfreden erhabene Gefühle bei seinen Zuhörern gestiftet habe,
die sich auch messen ließen: Sie stimulierten den Vagus-Nerv, was zu „einem Gefühl von flüssiger Wärme
in der Brust und eines Kloßes im Hals“ führe", SZ, 23.09.10