"Ein Tumor einfach so, aus heiterem Himmel? Unvorstellbar. Irgendetwas muss doch schuld sein an dem elenden Geschwür.
Irgendetwas im Körper muss ihm gestattet haben zu wachsen und Metastasen zu bilden. Einfach so passiert das nicht. Nicht das, nicht mir.
So denken viele Krebspatienten und vermuten, psychische Belastungen hätten die Erkrankung begünstigt oder gar auf den Plan gerufen.
"Es ist erstaunlich, wie hartnäckig sich diese Vermutung hält", meint Anja Mehnert, Psychologin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Bekannte und Verwandte geben Patienten den gut gemeinten Rat, positiv zu denken. Das würde die Heilungschancen verbessern...
Der Grund für den Glauben an einen Einfluss der Psyche liegt in Mehnerts Augen darin, dass die Entstehung von Krebs bis heute nicht vollständig rational erklärbar ist...
Beispielsweise erbrachte eine dänische Analyse mit fast 90.000 Teilnehmern kein erhöhtes Risiko für Menschen mit Depression.
Eine Befragung von knapp 6700 Frauen ging dem Einfluss des Alltagsstresses nach.
Entgegen den Erwartungen war die Gefahr für Brustkrebs nicht etwa bei den gestressten Frauen besonders hoch, sondern sank sogar leicht...
Die seelische Verfassung entscheidet auch nicht darüber, ob der Tumor besiegt wird.
Kämpfernaturen erliegen nicht seltener dem Leiden als Schicksalsergebene,
Pessimisten nicht seltener als Optimisten.
Ich kenne sehr viele, die bis zuletzt gehofft und es trotzdem nicht geschafft haben.
Sie schreiben natürlich keine Bücher, wie jene, die geheilt wurden und im Nachhinein Gründe für ihr Glück suchen",
12.09.08 http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/hintergrund/295430.html