Gül: Teams und Arbeitsplätze werden auf der Basis von Kennzahlen immer besser vergleichbar. Durch diese neue Öffentlichkeit entsteht ein verschärfter Ergebnisdruck für jeden Einzelnen. Wenn alle sehen können, was ich gerade tue, wird die Arbeit zur permanenten Bewährungsprobe.
Die eigene Leistungsfähigkeit muss immer wieder aufs Neue bewiesen werden, um die Zugehörigkeit zum Unternehmen zu rechtfertigen.
SZ: Was bedeutet das für die Karriere?
Gül: Zeitliche Verfügbarkeit wird zum Selektionskriterium. Das heißt: Wer dazugehören will, muss lange arbeiten. In allen Unternehmen, die wir untersucht haben, waren hohe Arbeitszeiten die Regel - im unteren Management mehr als 45 Stunden in der Woche, im mittleren und oberen Management mehr als 50 Std...
Bezeichnend fand ich den Fall eines befragten IT-Mitarbeiters .. ausnahmsweise mal nach acht Stunden heimzugehen, weil etwas Familiäres anstand. Als er gegen 17 Uhr aufbrach, fragte ein Kollege: Ach, hast du dir einen halben Tag freigenommen?"
http://www.sueddeutsche.de/H5r38V/95356/Karriere-heisst-Verlust-der-Zeitsouveraenitae.html