"Wie lässt sich dieser Drang zur immerwährenden Entspannung erklären? Wo mit Hochtouren am Wohlbefinden gearbeitet wird,
muss vorher Unwohlsein geherrscht haben. Die Verkrampfungen, Verspannungen unserer Zeit scheinen es notwendig zu machen,
dass wir uns sofort und jederzeit - gern gegen Honorar - entkrampfen müssen.
Viele Menschen empfinden das Leben als so hart wie seit den Aufbaujahren der Bundesrepublik nicht mehr...
Also versuchen wir - professionell, wie wir sind -, Verstimmungen und Verspannungen von Körper und Gemüt
durch ein perfekt organisiertes Wohlfühlprogramm auszugleichen.
Jemand, der hart arbeitet, muss sich ebenso schnell und heftig erholen, denken wir, außerdem braucht er körperliche und seelische Ressourcen.
Schon dient die Wohlfühllust als Ergänzungsprogramm zur Arbeit, als Hilfsmittel, sofort wieder loslegen zu können.
In früheren Generationen haben sich die Menschen dem Stress aus Beziehung, Beruf, Lebensführung auf andere Art entzogen:
Sie haben die Welt verändert oder sind spirituell ausgestiegen. Heute gehen wir den Weg des einsamen Genießens;
statt der Welt verändern wir unser Leben: ein ausgefuchster Dreh, einen Ausbruch zu schaffen,
aber gleichzeitig gesellschaftskompatibel zu bleiben", SZ-Magazin, 01.02.08