Die Ganze Welt Zu Hause.
"Die Autorin scheut sich nicht, im Gebiet ihrer oft nur scheinbar objektiven Wissenschaft
ihre eigenen Erfahrungen offen beizubringen...
Im dem Maße, in dem die deutschen Frauen mehr Wohlstand erreicht haben und berufstätig geworden sind, springen – trotz allen Wünschen und allem guten Willen – nicht etwa die Männer ein. „Die Dienstbereitschaft der (Haus-)Frauen, die jahrzehntelang so selbstverständlich umsonst zur Verfügung stand wie frische Luft, ist heute eine knapper werdende Ressource”, so Rerrich. „Die Lücke, die Frauen zu Hause hinterlassen, wird . . . eher durch ihre eigene Mehrarbeit am Feierabend und am Wochenende sowie durch die Arbeit anderer Frauen gefüllt.”
Das heißt: Gescheitert ist auch die Änderung der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern. Moderne Paare nehmen sich eine rechtlose Putzfrau, um emanzipationsbedingte Konflikte innerhalb der Beziehung loszuwerden und zugleich nach außen ihre Modernität aufrechterhalten zu können. Man kann sagen: Das wahre Eva-Prinzip ist, dass immer Frauen die Arbeit machen, die im Alltag anfällt...
Die Frauen aus aller Herren Länder sind – wie Untersuchungen zur Migration beharrlich zeigen, was wir aber im alltäglichen Umgang beharrlich ausblenden – mehrheitlich nicht die Ärmsten der Armen in ihren Heimatländern. Es sind die couragierteren und qualifizierteren Frauen, die den Schritt in die Wohlstandsländer schaffen...
Eine Polin, die hin- und herpendelt – man spricht schon von massenhafter „Transmigration” –, sagt: „Ich putze hier und kriege Geld, und dann fahre ich nach Hause und putze weiter, nur umsonst.” Inzwischen helfen Ukrainerinnen in den Haushalten der polnischen Putzfrauen aus, wenn diese in Deutschland sind", SZ, 04.10.06