Zurück aber bleiben nicht nur ein etwas angesengter Minister, sondern eine verheerte akademische Landschaft.
Das liegt nicht nur daran, dass sich nun Hunderttausende Prüfer fragen müssen, welche Standards
von Selbständigkeit und Originalität sie an die Arbeiten ihrer Kandidaten anzulegen haben.
Es liegt noch weniger daran, dass die Kluft zwischen einem "summa cum laude" und einem aberkannten Doktorgrad
ein erhebliches Maß an Willkür im Umgang mit Qualifikationsarbeiten auf Seiten der Universität offenbart...
Die Voraussetzung für solche Lässigkeit ist die Überzeugung, dass die gesellschaftliche Sphäre,
in der sich Guttenberg seine Verfehlungen hat zuschulden kommen lassen, insgesamt von untergeordneter Bedeutung ist.
Und das heißt nicht nur, dass es in Deutschland Wichtigeres gibt als Wissenschaft. Sondern es heißt auch,
dass Wissenschaft so unwichtig ist, dass man dort krumme Touren drehen kann, ohne in den Sphären,
die wirklich wichtig sind, Konsequenzen befürchten zu müssen.
Die Unaufrichtigkeit des Verteidigungsministers fällt nicht ins Gewicht, weil sie in eine Sphäre fällt, die als solche nicht ins Gewicht fällt"
http://www.sueddeutsche.de/karriere/guttenberg-und-die-plagiatsaffaere-die-verachtete-wissenschaft-1.1064590