"Dank der Datenleitungen zu den Zulieferern, den Reedern und den Häfen wissen die Einkäufer stets,
welche Güter gerade weltweit heranbranden: Da ist die Standleuchte "Brillant" im Container AIP 547 896,
der noch immer im Suezkanal feststeckt. Da ist der Güterzug mit Digitalkameras,
der in Rotterdam soeben aus dem Bahnhof rollt. Und auf dem Rhein kommt
ein Frachtkahn voller Plastiktüten gen Duisburg herangetuckert.
Ein steter Fluss von Gütern wälzt sich auf die Kaufhäuser zu - berechenbar und fast ohne Stocken...
Heute kommt nur noch, was der Kunde auch wirklich kauft - und es kommt genau dann,
wenn es gebraucht wird. Das ist der Zweck des globalen Spiels: Wer die ganze Transportkette
im Auge behält, braucht so gut wie keine Lager mehr.
Bei einigen Artikeln, darunter den Jeans der Marke Esprit, hält der Computer
sogar selbständig den Vorratspegel. Fällt der Bestand unter einen Schwellenwert,
bekommt der Hersteller automatisch eine Nachricht übers Computernetz.
Den entscheidenden Anstoß hat möglicherweise die Kundin gegeben,
die gerade mit ihrer Hose zum Ausgang strebt.
Von der Scannerkasse aus jagt der Datenimpuls nun einmal um die Welt und wieder zurück:
In China beugen sich Arbeiterinnen über ihre Nähmaschinen.
Und wenig später registriert das Rechenzentrum von Hamburg-Altenwerder,
dass in Hongkong ein Container mit Hotpants (geknöpft) in See gestochen ist",
Der Spiegel, 01.07.02