SZ: Warum ticken Menschen so, selbst wenn sie es besser wissen?
Ariely: Weil Erfahrung und Erwartung unsere Wahrnehmung so stark beeinflussen.
Das haben wir in vielen Experimenten immer wieder belegt.
Einmal haben wir Probanden Sonnenbrillen gegeben, mit denen sie bei grellem Gegenlicht Wörter von einer Tafel ablesen sollten.
Sie hatten immer die gleichen Sonnenbrillen auf.
Aber wenn wir ihnen sagten, sie seien von Armani, konnten sie die Wörter besser entziffern.
Genauso mit Köpfhörern: Mit vermeintlichen Markenkopfhörern konnten die Probanden auf einmal Wörter besser durch Störgeräusche hindurch hören...
Jemand, der 500 Mark für das Schlagzeug bezahlt, hat mehr Spaß damit, als jemand, der nur 250 dafür bezahlt hat.
Ihre Geschichte ist kein Einzelphänomen...
Erwartungen spielen eine riesige Rolle in unserer Wahrnehmung.
Das haben alle unsere Experimente bestätigt.
Zum Wein gibt es eine wunderbare Studie, in der die Wissenschaftler
Tausende Leute blind Weine probieren ließen.
Dabei zeigte sich, dass die Korrelation zwischen Preis und Qualität bei Wein leicht negativ ist
– nicht Null, sondern leicht negativ:
Je teurer der Wein, desto weniger genossen ihn die Leute.
Bei Wein-Kennern war der Zusammenhang nicht ganz so ausgeprägt, aber immer noch vorhanden", SZ, 30.01.09