"Um uns zurechtzufinden, müssen wir uns Bilder von der Welt machen, die aber nur Deutungen sind.
Diese Weltdeutungsbedürftigkeit ist Ursache aller Religion und aller Wissenschaft...
Offensichtlich fällt es dem Menschen leichter, an Unsinn zu glauben, als mit Hilfe seines klugen Kopfes zu erkennen: Dies ist Quatsch.
Das bewusste Ich ist eben nicht der Herr im Haus, unbewusste Kräfte sind mächtiger...
Gerade kreative Menschen mit der Begabung, durch Assoziation Zusammenhänge aufzuspüren, sind besonders anfällig dafür,
Zusammenhänge zu sehen, wo es keine gibt. Sie neigen dazu, auch den blinden Zufall als bedeutungsschwer wahrzunehmen.
Der Zürcher Neurowissenschaftler Peter Brugger folgert, dass aus einer überdurchschnittlichen Ausprägung des Mustersehens
auch der Glaube an den Unsinn quasi als Nebeneffekt entstanden ist: „Glaube an Unsinn ist der Preis, den wir für Kreativität zahlen müssen.“
Wahr ist, was Mama und Papa sagen. Es ist freilich Aufgabe des Erwachsen-Werdens, die Wahrheiten der Eltern in Frage stellen zu können.
Das muss auch mit den überlieferten Weltbildern geschehen, fällt aber schwer wie jegliche Emanzipation", SZ, 23.05.11