"Alle vier Jahre verdoppelt sich das verfügbare Weltwissen, und selbst wenn man den Informationsmüll herausrechnet,
sind die Grenzen der menschlichen Aufnahme- und Verarbeitungskapazitäten längst überschritten.
Wir funktionieren nur deshalb leidlich, weil unser Gehirn hinreißend gut auswählt.
Tatsächlich aber werden wir, gemessen an dem, was wir wissen könnten, täglich dümmer.
Die Vermehrung des neuen Wissens trifft zwar alle - vom Arbeiter über den Steuerberater bis zum Molekularbiologen.
Aber nirgendwo wirkt sich die Diskrepanz zwischen den verfügbaren und nutzbaren Fakten
so dramatisch aus wie an der Spitze der Gesellschaft...
Jetzt, in der ersten Phase der großen Krise fällt der Mangel an Sachkunde aber besonders auf,
weil er das Berliner Spitzenpersonal in ein für jedermann spürbares Dilemma treibt:
Einerseits sollen und wollen die Akteure angesichts des heraufziehenden ökonomischen Unwetters
Optimismus verbreiten, weil ja im Grundkurs der politischen Psychologie gelernt ist,
dass gute Stimmung schon der halbe Weg zur Besserung der Lage ist.
Andererseits darf das Publikum noch immer erwarten, dass die Gewählten sich
bei dem, was sie verkünden, an die Wahrheit halten", SZ, 02.01.08