Fortschrittsgeschichte: Erfolg Durch Leistungsfanatismus.
"Durch den „Fahrstuhleffekt” (Werner Sombart) wurden die Gegensätze eben weniger gefühlt – in der Zeit des Wirtschaftswunders hat sich das Nettoeinkommen vervierfacht. Man hat das Gefühl, am Anstieg des Wohlstands teilzunehmen, und dann irritiert einen die Vermögensverteilung zugunsten der Bertelsmanns und Oetkers nicht mehr so sehr...
Der Sozialstaat ist eine große Erfindung der europäischen politischen Kultur...
Doch die Klientel von 42 Millionen Steuerzahlern ist inzwischen so verwöhnt, dass sie den geringsten Eingriff schon für den Entzug vitaler Ressourcen hält! Peer Steinbrück hat vorsichtig angedeutet, ob nicht die Deutschen vielleicht eine Woche weniger Urlaub machen könnten – so etwas wird bei uns fast zum politischen Selbstmord...
Martin Broszat spricht von der „Leistungsvolksgemeinschaft” bei den Nationalsozialisten: einer Gemeinschaft, in der ständische Grenzen nicht mehr gelten sollten, nur Leistung. Das hat ganze Generationen erfasst. Nach dem Krieg hieß es dann: Wir werden jetzt beweisen, was wir können...
Der Angestellte ist nicht mehr der Typus des industriellen Proletariers. Er hat eine andere Mentalität, kleidet sich anders. Und er ist innerlich bereit zur Verbürgerlichung. Er kämpft um Gymnasialplätze für die Kinder. Aber es gibt eben auch viel Kontinuität: Unter 370 Akademikern heiratet einer (!) eine Arbeitertochter. Die übrigen heiraten alle auf derselben Ebene oder mittlere Angestellte. Bei den angelernten und ungelernten Arbeitern heiraten 85 Prozent wieder in ihrem Milieu. Nur die Facharbeitertöchter heiraten vermehrt nach oben, also Angestellte. Deren Kinder sind dann auf dem Gymnasium", SZ, 12.07.08