"SZ: Laut Studien lehnen Menschen eine Gehaltserhöhung um fünf Prozent ab,
wenn ihr gleich verdienender Kollege zehn Prozent mehr bekommen soll.
Sie wollen lieber einen gleichen, aber niedrigeren Lohn für beide. Warum?
Schmitt: Dieses Phänomen kennt man aus vielen Untersuchungen...
Menschen haben ein Gespür für Verhältnismäßigkeit.
Es ist ihnen nicht zu vermitteln, dass ein US-Investmentbanker tausendmal so viel verdient wie eine Putzfrau.
Es gibt Studien, wie viel mehr ein Konzernchef verdienen kann als ein Arbeiter, ohne das Gerechtigkeitsgefühl zu verletzen.
Akzeptiert wird höchstens das Zehn- bis Fünfzehnfache...
Man weiß, dass es Beschäftigte stark demotiviert, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen.
Sie strengen sich weniger an, das ist die milde Variante, oder sie sabotieren den Betrieb...
Es gibt Experimente, bei denen ein Teil der Belegschaft anders behandelt wird.
Das Ergebnis: Weniger Leistungen, mehr Diebstahl, mehr Fehlzeiten...
Es gibt Hinweise, dass Gerechtigkeitsempfinden teils angeboren ist,
weil auch Tiere ein natürliches Empfinden für Fairness haben.
Sie bestrafen ein unfaires Mitglied der Gruppe, das einen Dritten schlecht behandelt hat,
obwohl sie dabei ein Risiko eingehen", SZ, 19.11.08