"Als zentrale Umwälzung behandelt Blom dabei den Wandel im Verhältnis zwischen Mann und Frau.
Patriarchalische Strukturen werden von Frauen in Frage gestellt...
Sie weisen nicht zuletzt darauf hin, dass die traditionellen männlichen Eigenschaften
– körperliche Kraft, kriegerische Tugenden – in einer industriellen Gesellschaft bedeutungslos geworden sind.
Die Männer wiederum reagieren oftmals mit Aggression und Verunsicherung:
Niemals zuvor waren auf den Straßen so viele Uniformen zu sehen. Niemals zuvor wurden so viele Duelle ausgefochten.
Niemals zuvor gab es in den Zeitungen so viel Werbung für Behandlungen, die versprachen,
„Männerkrankheiten” und „Nervenschwäche” zu heilen.
Und nie zuvor wurden so viele Männer mit Symptomen wie Erschöpfung und „Nervosität”
in Sanatorien und Krankenhäuser eingewiesen...
Auch gegenwärtig ist die globale politische Landschaft geprägt von in Frage gestellter Männlichkeit.
Nicht zuletzt Wut über den „arroganten Westen” und die Wirtschaftsmacht der ehemaligen Kolonialmächte,
die andere Regionen der Welt ökonomisch und kulturell „kastrieren”, bringt junge Muslime dazu,
die Mannbarkeit ihrer Kultur beweisen zu wollen und zu Selbstmordattentätern zu werden.
In ihnen sieht Blom ein Echo des jungen 20. Jahrhunderts, auch wenn es damals russische Anarchisten waren,
die Mitglieder der russischen Regierung als „lebende Bomben” angriffen", SZ, 22.04.09