SZ: In der schweren weltweiten Wirtschaftskrise kämpfen Konzerne um immer weniger Aufträge.
Wächst jetzt die Gefahr, dass Korruption neue Konjunktur bekommt und Konzerne mit allen Mitteln um Geschäfte buhlen?
Solmssen: Klar, wo der Druck auf Vertriebsleute wächst, wächst auch diese Gefahr. Da hilft nur eins:
Sie müssen ihren Leuten Rückendeckung geben und sie beim Nein-Sagen unterstützen...
SZ: Kennen Sie die Realität nicht?
Solmssen: Ich kenne unglaubliche Geschichten. Da sagt der Kunde: ,Ich brauche auch 50 Laptops.?
Denn die lassen sich sehr schnell in Bargeld umwandeln...
SZ: Wie wollen Sie das ändern?
Solmssen: Unser Ziel ist es, so etwas wie ein Kartell der Guten zu schaffen - zusammen mit unseren wichtigsten Wettbewerbern...
Ein Schulterschluss gegen Korruption, eine sogenannte Collective Action, könnte viel bewegen.
SZ: Glauben Sie das wirklich?
Solmssen: Wir wollen in geeigneten Branchen oder bei einzelnen Projekten nach gemeinsamen Regeln arbeiten.
In der Gesundheitsbranche in den USA und Europa arbeiten wir bereits so mit unseren Konkurrenten zusammen.
SZ: Korruption ist seit Jahren verboten, dennoch sind Länder wie Bangladesch von Korruption durchsetzt. Wie soll ein Pakt das ändern?
Solmssen: Ich habe ja selbst miterlebt, wie das Übel anfängt: Sie sitzen am Verhandlungstisch,
und kurz vor dem Abschluss sagt plötzlich jemand leise: ,Aber vergiss mich nicht'
Das ist der entscheidende Moment, in dem Sie konsequent bleiben und 'Nein' sagen müssen",
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