Steele: Die Gründe für diese Leistungsunterschiede sind tief und profund und werden nicht einfach verschwinden
durch die kulturelle Symbolik der Wahl Obamas. Ich werde mal einige davon aufspießen.
Die Probleme beginnen in der Familie. Es gibt eine Rate von 70% unehelicher Geburten,
in manchen Großstadtzonen ...schnellt diese Zahl auf 80 und 90 % empor...
Die schwarze Familie ist schlicht tot in diesen Bezirken. Schwarze Frauen heiraten nur halb so oft wie weiße Frauen,
werden aber doppelt so oft geschieden. Wer nicht zwei Eltern hat, wem die Familienstabilität, ob schwarz oder weiß,
fehlt, der wird nicht so gut zurechtkommen wie andere Kinder, die diese Probleme nicht haben.
Hinzu kommt die in solchen sozialen Schichten verbreitete Art, Kinder aufzuziehen.
400 Jahre Unterdrückung führen unausweichlich dazu, dass man Kinder anders erzieht
als wenn man mit den Möglichkeiten der Freiheit lebt wie heute...
Als ich ein Kind war, gab es in unserer rein schwarzen Nachbarschaft im segregierten Chicago
nur eine einzige Familie, in der es keinen Vater gab. Alle anderen Kinder hatten einen;
ob sie ihn mochten oder nicht, war natürlich wieder eine andere Sache.
In den Sechzigern kam dann die Wohlfahrtspolitik, die jeder unverheirateten Mutter
ein Minimum an Lebenskosten zahlte, und das für ein ganzes Leben. Diese Politik war familienfeindlich.
Hinzu kam die sexuelle Revolution, wiederum ein Anreiz, nicht zu heiraten, oder,
falls man schon verheiratet war, es nicht um jeden Preis zu bleiben.
Dies alles zusammen zerstörte die schwarze Familie in einer Weise, die die Segregation nie geschafft hat.
http://www.sueddeutsche.de/politik/753/479246/text/