"Der amerikanische Journalist James Reston, der sich während des Aufenthalts des amerikanischen Außenministers Kissinger 1972 in Peking einer Blinddarmoperation unterziehen musste und einen Bericht über die Akupunktur-Behandlung des postoperativen Schmerzes auf der ersten Seite der New York Times platzierte, löste eine Welle der Aufmerksamkeit aus, die nicht mehr enden wollte. Doch den westlichen Besuchern, die nach China gingen, um sich über die geheimnisvollen Therapieverfahren zu informieren, war nicht bewusst, dass sie keineswegs mit den Grundsätzen einer zweitausendjährigen chinesischen Medizin vertraut gemacht wurden, sondern das moderne Kunstprodukt einer „Traditional Chinese Medicine” vorgesetzt bekamen...
Im Westen entwickelte sich nicht eine TCM, sondern eine Vielzahl sich gegenseitig die Autorität absprechender Schulmeinungen...
Die Autoren der im Unterricht dominierenden Bestseller hatten jedoch drei wesentliche Nachteile:
Sie sprachen selbst gar kein Chinesisch und waren auf Englisch sprechende chinesische Informanten angewiesen.
Sie kannten die chinesische Medizingeschichte nicht und tischten ihren Schülern vor allem Mythen auf.
Und hatten keine klinische Erfahrung in China...
Es erschien dem Gesundheitsministerium in Peking unfassbar, dass sich Europa, Jahrhunderte nach Renaissance und Aufklärung, für TCM interessieren könnte, die man doch in China nur als Übergangsprodukt ansah. Doch es lockte das ökonomische Potential", SZ, 15.12.07